Körpererinnerung - Gefühl - Präsenz

Nicht nur unser Gehirn, sondern auch unser Körper hat ein Gedächtnis.

Wenn sich Menschen über längere Zeit in ihrem Körper nicht sicher fühlen, finden sie Wege, um falsche Sicherheit zu schaffen durch:  Sucht (Alkohol etc), Arbeitssucht, ständiges beschäftigt sein oder völlige Vermeidung. 

Unser Nervensystem ist wie ein Alarmsystem im Körper. Wenn wir fühlen, dass wir in Gefahr sind, wird das Nervensystem aktiviert, um uns vor Bedrohung zu schützen. So haben wir uns evolutionär weiterentwickelt.

Viele von uns haben Verletzungen in der Kindheit erlebt. Dafür müssen wir keine schreckliche Kindheit gehabt haben. Unsere Eltern haben auch Kindheitswunden und haben sie unbewusst an uns weitergegeben. Unsere Eltern waren Kriegskinder oder Nachkriegskinder und leiden/ litten an ihren eigenen seelischen Wunden oder Traumata.

Und vielleicht haben wir uns als Kind nicht sicher gefühlt. Mussten als Kind viel Verantwortung übernehmen, konnten unsere Emotionen nicht vollständig ausdrücken, wir nicht so sein durften, wie wir sind. Vielleicht war unsere Umgebung unberechenbar, oder die Eltern nicht in der Lage, ihre Gefühle zu zeigen oder zu regulieren. Und so haben wir von klein auf gelernt, über das Mass hinaus, wachsam zu sein. Immer den Raum zu scannen, um zu sehen, wie es den Eltern geht oder sie sich fühlen. Immer auf Stimmungswechsel oder auf die nächste Krise abgestimmt. Selbst der Fötus speichert schon erste Empfindungen ab, auch wenn er sich nicht bewusst erinnern kann (Epigenetik). Mit zunehmendem Alter fühlen sich viele weiterhin unsicher, weil sich unser Nervensystem in einem chronischen Aktivierungszustand befindet. Unser Körper besitzt ein Gedächtnis und diese Erfahrungen sind in unserem System abgespeichert. Der Körper ist brillant. Also passen wir uns an und finden Wege, ein falsches Gefühl von Sicherheit zu empfinden. Manchmal durch Substanzen, Dissoziation, Arbeitssucht, chronische Beschäftigung oder Flucht, Vermeidung oder durch Isolation. Diese Bewältigungsmechanismen ermöglichen es uns, unseren Körper zu verlassen, damit wir dem Gefühl entkommen. 

Deshalb kann Meditation oder das Gefühl einer „inneren“ Einkehr im Körper für viele stressig sein, wenn wir uns nicht sicher fühlen. Wir könnten rasende Gedanken oder sehr intensive und unangenehme Empfindungen im Körper haben. NICHT weil wir meditieren, sondern weil wir präsent sind, wovon wir uns normalerweise ablenken. Also greifen wir zum Handy, oder Glas Wein, oder sagen "Ja" zu einer Verpflichtung, obwohl wir weit über unseren eigenen Kapazitäten sind, um einfach beschäftigt zu bleiben.

Die Praxis des Bewusstseins ist die Praxis der Rückkehr zum Körper. Ein paar Minuten tiefe Atmung, in denen wir uns auf das Ausatmen von Stressenergien konzentrieren. Ein Spaziergang, bei dem wir bewusst die Bäume, Wiesen u.s.w. sehen und wahrnehmen. Eine kurze Yogapraxis, in der wir eng gewordene Körperteile bewegen und in sie hinein atmen. Uns wahrhaftig spüren lernen, mit allem was das sein möchte. 

Sich sicher fühlen lernen ist eine Übung. Und zu verstehen, warum man sich nicht gleich sicher fühlt, ist das Geschenk des Selbstbewusstseins. 

 

Lade die eigenen Gefühle in Dein Bewusstsein ein und erlaube Dir von ihnen zu lernen.